FDP-Landtagsabgeordnete Brauer und Heitlinger

Pressemitteilung:

FDP-Landtagsabgeordnete Brauer und Heitlinger

besuchen die Gebr. Böcker Putenbrüterei GmbH

04.04.2023

Pläne von Minister Özdemir zu Mindestanforderungen an das Halten von Mastputen
gefährden die Putenhaltung in Deutschland und Baden-Württemberg

Lkr. SHA/ Wallhausen Vor kurzem besuchten die Landtagsabgeordneten Stephen Brauer und Georg Heitlinger die Gebrüder Böcker Putenbrüterei GmbH in Wallhausen. Der Familienbetrieb wird in 2. Generation von Sabine und Michael Preuß geführt und ist die einzige Putenbrüterei in Süddeutschland überhaupt. Rund 3 Millionen Putenküken werden hier jährlich ausgebrütet und zum allergrößten Teil an Putenmäster in Süddeutschland weiterverkauft. Als Vertreter dieser Betriebe nahm Marcus Könninger am Gespräch teil, der einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Putenhaltung in Rot am See führt.

Anlass des Treffens ist ein im Dezember des Vorjahres erschienenes Eckpunktepapier des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft unter Führung des baden-württembergischen Grünen-Politikers Cem Özdemir. Neben einigen unkritischen Vorgaben für die Haltung von Mastputen, wie ein Sachkundenachweis oder Vorgaben zum Stallklima, sorgt in der Branche vor allem die mögliche Einführung einer maximalen Besatzdichte in den Ställen für Unruhe. Sabine Preuß, Tochter des Unternehmensgründers Otto Böcker, meint dazu: „Es wäre eine Katastrophe, wenn das so kommen würde. Heute haben wir noch eine Selbstversorgung mit Putenfleisch von ca. 70% in Deutschland. Die geplante maximale Besatzdichte von 40kg je Quadratmeter bei Putenhähnen liegt deutlich unter allem, was bei den großen europäischen Wettbewerbern gilt.“ Ihr Mann Michael Preuß ergänzt: „Dort, vor allem in Polen, Frankreich und Italien, wird schon darauf gewartet, dass Deutschland diesen nationalen Alleingang macht. In Österreich wurde es ähnlich gemacht, innerhalb kürzester Zeit sank der Anteil des im Land produzierten Putenfleischs von 70 auf unter 30%.“

Auch Marcus Könninger sieht die Gefahr, dass durch eine solche Vorgabe immer mehr Kollegen hinschmeißen werden: „Es ist noch nicht ganz klar, um wieviel teurer das Kilo Pute aus Deutschland dann werden würde. Aber die Situation hat sich nach Corona sowieso schon verschlechtert, da die Verbraucher wieder mehr auf den Preis als auf Herkunfts- und Qualitätskriterien achten.“ Georg Heitlinger, Abgeordneter und als Landwirt mit Legehennenhaltung auch ehrenamtlicher Vorsitzender des Geflügelwirtschaftsverbands Baden-Württemberg, kann die Kaufzurückhaltung aus seinem eigenen Bereich auch bestätigen. Vor allem Bio-Erzeuger hätten gelitten, da die Nachfrage nach deren hochpreisigen Erzeugnissen stark gesunken ist.

Stephen Brauer, FDP-Landtagsabgeordneter für den Wahlkreis Schwäbisch Hall, hinterfragte das Vorhaben Özdemirs offen und kritisch. Es dränge sich ihm der Eindruck auf, dass es dem Minister nicht um die Lösung eines Problems gehe, sondern um eine Befriedigung der grünen Parteiseele. Eine bloße Verlagerung der Putenhaltung aus Deutschland ins Ausland, wo dann niedrigere Standards gelten, erscheine ihm jedenfalls nicht sachgerecht.

Sabine Preuß wies auch auf die vielen Verbesserungen, die in der Putenhaltung auf freiwilliger Basis erreicht worden sind: „Es ist nicht fair und nicht richtig, dass die Putenhaltung schlechter gemacht wird, als sie ist. Die meisten Betriebe arbeiten nach den hohen ITW-Standards, der Antibiotika-Einsatz nimmt ab, ebenfalls die Problematik der Fußballen und Brustblasen. Auch bei der Schnabelbehandlung werden tierfreundliche Verfahren mit Infrarot eingesetzt.“

Georg Heitlinger versprach weitere Unterstützung für die regionale Putenhaltung: „Wir haben schon von Anfang an viele Gespräche mit den Fachpolitikern geführt. Minister Özdemir muss einsehen, dass wir uns nicht im luftleeren Raum befinden. Den gewünschten Effekt haben höhere Mindeststandards im Binnenmarkt nur, wenn sie überall gelten.“ Er sei der Ansicht, dass bei diesem Thema, das die Existenz einer ganzen Branche betrifft, nur von der Bundesregierung insgesamt entschieden werden kann und sich dort dann Realismus gegen Aktionismus durchsetzt.