Sprühkühlung

Was bewirkt die Sprühkühlung?

Die Tage extremer Hitze haben in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen, die effektivste Art, den Puten ein angenehmeres Klima zu verschaffen, erfolgt durch den Einsatz einer Sprühkühlung. Doch wie funktioniert das System, und was gilt es bei dem Einsatz zu beachten?
Fragen, die sich dem potentiellen Anwender stellen, mit den dazugehörigen Antworten haben wir recherchiert und für Sie ausgearbeitet:

1. Welcher Kühleffekt kann mit solch einer Anlage erreicht werden?

Grundsätzlich gilt: Je niedriger die relative Luftfeuchte, desto größer ist die Kühlleistung.
So kann z.B. bei einer Außentemperatur von 36 °C und einer rel. Luftfeuchtigkeit von nur 30 % mit einer Sprühkühlung eine Stalltemperatur von 24 °C erreicht werden. Also immerhin eine Differenz von 12 Grad.
Bei gleicher Temperatur und einer rel. Luftfeuchte von 70% wird eine Differenz von „nur“ noch 3 °C erreicht! Die schwere, feuchte Luft ist in diesem Fall nicht mehr in der Lage soviel Wasser aufzunehmen, und es besteht die Gefahr, dass das Stallklima kippt und sich das über die Düsen hinzugefügte Wasser auf den Tieren niederschlägt.
Dieses gilt es unbedingt zu verhindern und deshalb ist es wichtig, den Einsatz des Kühlsystems stets zu überwachen und gegebenenfalls wieder auszuschalten. Die Luftfeuchtigkeit im Stall sollte 65% nicht übersteigen. Bei 85% ist die Luft soweit gesättigt, dass die Sprühanlage nicht mehr aktiviert sein sollte.

2. Besteht die Möglichkeit die Anlage noch für weitere Zwecke einzusetzen?

Das System der Sprühkühlung ist vielseitig einsetzbar:

  • Kühlen
  • Staubbindung nach dem Einstreuen
  • Einweichfunktion nach dem Ausstallen
  • Verabreichung von ätherischen Ölen oder Desinfektionsmittel über ein Dosiergerät
  • Erhöhung der Luftfeuchtigkeit bei trockener Stallluft, insbesondere wichtig beim Küken
    (zu trockene Luft ist nicht gut für die Atemwege und verringert die Futteraufnahme)

Die Anlage arbeitet in der Regel in allen Einsatzbereichen mit denselben Düsen und dem vom Hersteller
voreingestellten Druck von 70 bar.

3. Empfiehlt es sich, die Anlage höhenverstellbar zu montieren?

Die Vorteile einer höhenverstellbaren Kühlanlage sind gravierend, somit lautet die Antwort ganz klar „Ja“!

  • Durch das Herablassen der Anlage kann man stets beim Einsatz darauf achten, dass der Sprühnebel auch effektiv die Tiere erreicht, und nicht mit nur geringer Wirkung durch das Lüftungssystem abgesaugt wird.
  • Es ist leichter, Wartungsarbeiten an den Düsen vorzunehmen, da man sich die Arbeitshöhe bequem
    einstellen kann.
  • Der finanzielle Mehraufwand für das handbetriebene Windensystem ist etwas höher als bei starrer
    Montage, aber auf jeden Fall empfehlenswert!
  • Die Anbringung der Leitungen im Stall ist bei jedem Lüftungssytem identisch, stallspezifische Besonder-heiten gilt es natürlich unter Einbeziehung eines Fachmanns zu berücksichtigen.

4. Wie arbeitet die Anlage, welche Komponenten werden verwendet und was sind die Leistungsmerkmale?

Die Pumpe
Das Prinzip der Kühlung ist einfach. Im Stallvorraum wird eine leistungstarke Pumpe montiert, welche mit einem Druck von 70bar arbeitet. Bei den Pumpen reicht die Leistung von 1,5 KW und 6 l/min bis 4 KW und 30 l/min. Betrieben werden sie mit 380 Volt. Welche Leistungsvariante benötigt wird, hängt natürlich von der Stallgröße bzw. von der Anzahl der montierten Düsen ab.
Diese Pumpe wird an die Wasserversorgung angeschlossen (mit zusätzlichem Filter, um eine Verschmutzung der Leitungen und Düsen zu verhindern).
Von der Pumpe aus geht die Leitung zu den von vorne nach hinten im Stall verlaufenden Sprühleitungen, an denen die Düsen montiert sind.

Säurebeständige Pumpeneinheit aus Edelstahl

Zwei oder mehrere Ställe je Pumpe?
Es empfiehlt sich für jeden Stall eine separate Pumpe zu montieren, außer zwei Ställe sind z. B. mit einem gemeinsamen Vorraum verbunden.

Sollte einmal eine Pumpe ausfallen, ist es immer noch möglich ein Provisorium zu konstruieren und 2 Stallungen damit zu betreiben.
Zum Anderen wäre das professionelle Verlegen von Druckwasserleitungen von Stall zu Stall teurer als der Erwerb einer separaten Pumpe.

 

 

 

Leitungen aus welchem Material?
Bei den Leitungen wird langjährig bewährter Edelstahl verwendet oder hochbelastbare Nylonschläuche.
Der Vorteil der Nylonschläuche besteht in der leichteren Verarbeitung bzw. der vereinfachten Montage. Die Leitungen können ganz individuell gekürzt werden, dies geschieht einfach mit einem scharfen Messer oder einer Rohrschere. Höhenverstellbare Leitungen in Nylonsausführungen werden an Alu-Schienen angebracht, da das System frei in der Luft hängend nicht ordnungsgemäß arbeiten kann.
Edelstahlleitungen hingegen können aufgrund des verwindungssteifen Materials auch bei den höhenverstellbaren Ausführungen ohne zusätzliche Stabilisierungsschienen montiert werden.
Aber auch hier gibt es je nach Hersteller unterschiedliche Varianten, denn teilweise werden auch die Edelstahlleitungen mit Stabilisierungsrohren ausgestattet.

Anordnung, Größen und Material der Düsen
Auch die Anordnung der Düsen variiert von Hersteller zu Hersteller oder ist stallspezifisch angepasst. Üblich sind Einzeldüsen im Abstand von einem Meter, oder Doppeldüsen alle zwei Meter.
Bei der Düsengröße gibt es ebenfalls verschiedene Varianten, gängig sind 0,2- bzw. 0,3mm-Düsen. Diese haben eine maximale Leistung von 5,3 bzw. 6,3 Liter Wasser pro Stunde. Bei den größeren Düsen ist man flexibler in der Anwendungsmenge und die Gefahr von Verstopfungen ist geringer.
Bei den Materialien der Düsen sind Edelstahl oder Messingdüsen standardmäßig montiert, beide sind in der Regel mit einem Tropfstopp-Ventil ausgerüstet.
Erfahrungen von Mästern besagen, dass die Messingdüse zwar günstiger ist, die Edelstahlausführung dafür aber wesentlich langlebiger.

Verteilung im Stall
Ab einer Stallbreite von ca. 20 m ist es üblich drei Leitungen im Stall zu verlegen, um den bestmöglichen Kühleffekt zu erreichen. An den Seiten mit einem Abstand von ca. 3m zu den Wänden sowie in der Mitte des Gebäudes.
Bei einem Düsenabstand von 1m sprühen die Düsen im Stall wechselseitig nach links und rechts.
Beim Doppeldüsensystem sind die Düsen in einem Winkel von ca. 120 Grad zueinander versetzt montiert und sprühen somit in diesem Winkel nach unten.

Ab einer Stalllänge über 50 m empfiehlt es sich, das Wasser von der Stallmitte aus einzuspeisen, um an jeder Düse einen möglichst gleichbleibenden Druck zu erhalten.

Steuerung
Gesteuert wird die Anlage per elektrischen Bedienelementen, sowie über den Stallcomputer. Je nach Alter und Ausstattung des Computers kann das System daran angeschlossen werden, oder es wird ein separates System montiert.

Es besteht die Möglichkeit, die Anlage über diese Computer zu programmieren und auf Automatikfunktion zu stellen. Beispiel: Ab einer Stalltemperatur von 28 °C startet die Anlage mit 10 Sec sprühen und 60 Sec Pause usw.
Natürlich hat man auch die Möglichkeit, das System „durchlaufen“ zu lassen.
Bei dieser Funktion ist aber die permanente Überwachung des Stallklimas unerlässlich (Stichwort Luftfeuchtigkeit)! Diese gilt es durch einen an die Anlage angeschlossen Feuchtigkeitssensor zu kontrollieren und / oder mit einem „Handgerät“ zu messen. Diese Sensoren und Meßgeräte empfehlen sich auch deshalb, da sie meist noch mit weiteren Messfunktionen wie Temperatur oder CO2 ausgestattet sind.
Unerlässlich ist natürlich auch die eigene Erfahrung des Tierhalters, der das Wohlbefinden der Tiere gut einzuschätzen vermag.

 

 

5. Welche Wartungsarbeiten an der Anlage sind erforderlich?

Um eine permanente Funktion der Anlage zu gewährleisten, ist der einfachste Weg, diese täglich für kurze Zeit laufen zu lassen. Beispielsweise zum Einstreuen, dann kann direkt die Funktion überprüft werden, der entstehende Staub wird gebunden, die Tiere gewöhnen sich an das System und ein Zusetzen der Düsen wird verhindert.
Alternativ, bei längerem Nichtgebrauch, kann man die Leitungen leerlaufen lassen und mit Druckluft ausblasen.
Wenn die Düsen sich dennoch zusetzen sollten, empfiehlt es sich, diese in einem Ultraschallbad zu reinigen. Des Weiteren kann man ein Mittel dem Wasser zufügen, welches über eine separate Pumpe in geringer Menge beidosiert wird und bei kalkhaltigem Wasser Kalkablagerungen verhindert. Diese phosphathaltigen Mittel werden auch von den Anbietern der Sprühkühlungssysteme vertrieben, z. B. EVC 703.

6. Ist es möglich eine Sprühkühlung zu betreiben als Ersatz für ein optimiertes Lüftungssystem?

Die Frage kann ganz klar mit „Nein“ beantwortet werden!

Die richtige Funktion der Kühlanlage ist nur dann gewährleistet wenn das Lüftungssystem bestmöglich arbeitet und entsprechend viel Luftbewegung im Stall vorhanden ist. Durch das Federkleid ist die Pute recht gut „isoliert“ und eine entsprechende Luftbewegung ist sehr wichtig, um die sich unter den Federn stauende Hitze auch abtransportieren zu können.
Zuerst die Lüftung optimieren, erst dann kann die Sprühanlage nachgerüstet werden!
Zu guter letzt gilt es unbedingt zu beachten, dass der Betrieb über ausreichend Kapazitäten in der Strom- und Wasserversorgung verfügt!