Sommerlüftung – Hitzestress

Extreme Hitzeperioden im Sommer treten mittlerweile in allen Regionen Deutschlands mit zunehmender Häufigkeit auf.
Geflügel kann im Gegensatz zum Menschen nicht Schwitzen und somit die Körpertemperatur nicht über die Haut durch Verdunstung von Schweiß regeln. Überschüssige Körperwärme wird vor allem über die Verdunstung von Feuchtigkeit im Atemtrakt und anschließendem Ausatmen an die Umgebungsluft abgegeben. Mit steigenden Temperaturen setzt deshalb die Schnabelatmung ein, welche dann in Hecheln übergeht.
Aufgrund der eingeschränkten Transpirationsmöglichkeiten beim Geflügel darf der Feuchtegehalt der Umgebungsluft nicht zu hoch sein, bzw. muss die mit Feuchtigkeit gesättigte Luft kontinuierlich vom Tier mit geeigneten Ventilationsmaßnahmen abgeführt werden.
Das Zusammenspiel von gemessener Temperatur, Luftfeuchtigkeit und der durch Luftbewegung gefühlten Tempertur wird als Hitzeindex bzw. oft auch als Windchill-Effekt bezeichnet. Dieses bestimmt maßgeblich das Wohlbefinden der Tiere.

Das vorrangige Ziel der Ventilationsmaßnahmen im Sommer ist somit Luftbewegung am Tier.

Als Ergänzung zum Merkblatt zur Vermeidung von Hitzestress bei Puten, möchten wir hier weitere grundsätzliche Empfehlungen und Hinweise zur Vermeidung von Hitzestress in Offenställen aufzeigen, deren Umsetzung jedoch durchaus an betriebs- und stallspezifische Gegebenheiten angepasst werden kann.

Offenställe:

  • wenn möglich ist bei Stallbreiten bis 18 m die Querlüftung des Stalles einer Längslüftung vorzuziehen
  • verbrauchte, feuchte und staubhaltige Luft wird auf kürzestem Wege aus dem Stall gebracht und Frischluft nachgeführt
  • Großraumventilatoren außen vor das Schutzgitter anbringen, bevorzugt auf der Schattenseite
  • 6 Ventilatoren bei einem 100 m-Stall installieren
  • nicht gegen die Hauptwindrichtung lüften, da Gegendruck zu hoch, Lüftung kann auch leicht schräg durch den Stall erfolgen
  • Luftbewegung auf Tierhöhe, Ventilatoren dazu evtl. leicht nach unten neigen

 

Großraumventilator:

  • ca. 140 x 140 cm
  • Luftleistung 35000-40000 m³/h
  • Regelung manuell durch Zuschalten einzelner Ventilatoren oder automatische Steuerung
  • Betrieb über einfache An/Aus-Schaltung, über Stufentrafo oder stufenlos mit Frequenzumrichter
  • Stufen- bzw. stufenlose Schaltung ermöglicht Anpassung der Luftgeschwindigkeit
  • geringer Energieverbrauch, geräuscharm
  • Kosten 100 m-Stall: 6 Ventilatoren komplett mit einfacher manueller Schaltung ca. 2500 €

 

Bei Ställen über 18 m Breite bietet sich wie im Hitzestress-Merkblatt beschrieben die 2-reihige Anordnung in Längsrichtung an.

Eine andere Variante ist der Einbau von Ventilatoren in die Giebelseite ähnlich einer Tunnellüftung. Im Idealfall wird die Luft auf der kühleren Giebelseite angesaugt und entweicht auf der gegenüberliegenden Seite durch das geöffnete Stalltor. Die seitlichen Klappen oder Jalousien bleiben dabei geöffnet.

 

Sprühkühlung
Im Gegensatz zu zwangsbelüfteten Ställen bei denen die Sprühdüsen idealerweise direkt an den Zuluftöffnungen sitzen und somit die Zuluft angefeuchtet, gekühlt und gleichmäßig verteilt wird, sind bei klassischen Offenställen die Grundvoraussetzungen für eine sichere Funktion einer Sprüh- bzw. Verdunstungskühlung eigentlich nicht gegeben.
In Offenställen muss der Betrieb einer Sprühkühlung konstant überwacht werden, da die Gefahr besteht, dass aufgrund unzureichender (natürlicher) Lüftung und zu hoher Luftfeuchtigkeit das Stallklima kippt und die Tiere noch mehr belastet werden.

 

 

 

Großraumlüfter können die Tiere beim Anlaufen und Ausschalten erschrecken, was zu Verkratzungen, Flügelbrüchen etc. führen kann. Deshalb die Tiere bei den ersten Einsätzen etwas von den Lüftern wegtreiben, die Tiere gewöhnen sich jedoch schnell an die Lüfter.