Anatomie

Anatomie der Vögel

Vögel unterscheiden sich von anderen warmblütigen Tieren in vielfacher Hinsicht. Vögel sind befiederte, im Allgemeinen flugfähige, warmblütige, eierlegende Wirbeltiere. Zwischen Säuger und Vogel gibt es sowohl im Körperbau als auch bei den physiologischen Funktionsweisen einige markante Unterschiede:

  • Durch das Fliegen erfolgt bei den Vögeln eine Anpassung des Skelettsystems, der Hautbedeckung (Federkleid) und des Atmungsapparates.
  • Einige Besonderheiten finden sich im Verdauungstrakt.
  • Die Fortpflanzungsphysiologie, d.h. die Vermehrung über das Ei, ist grundsätzlich verschieden von denen der Säugetiere.

 

Skelettsystem

Das Skelett der Vögel zeigt, trotz großer artspezifischer Unterschiede, ein einheitliches Bauprinzip.
Zur Verringerung des spezifischen Gewichts sind einige Knochen (z.B. Oberschenkelknochen, Rabenbein, Brustbein) pneumatisiert.

Beim Vergleich des Vogelskeletts mit dem der Säuger zeigen sich wesentliche Unterschiede.

Deutlich abweichende Form zeigt der Kopf. Der Schultergürtel dient als Verbindungsstück von Flügel- und Rumpfskelett. Das Brustbein ist umfangreich ausgebildet und dient als Ansatzpunt der sehr kräftigen Brustmuskulatur. Außerdem deckt das Brustbein mehr als die Hälfte der Leibeshöhle von der Bauchseite her ab.
Die feste Konstruktion des Beckengürtels hat einerseits Stützfunktion und bietet außerdem großflächige Ansatzmöglichkeiten für die Muskulatur der Hintergliedmaßen, so dass eine Fortbewegung auf zwei Beinen ermöglicht wird.

Haut

Die federbedeckte Haut ist dünn. In den unbefiederten Körperregionen ist sie entsprechend der mechanischen Belastung stärker ausgeprägt, und es sind spezielle Hautmodifikationen differenziert: z.B. Hornschnabel, Ballen, Krallen, Schuppen.

Vögel haben keine Schweißdrüsen.

Talgdrüsen gibt es lediglich an drei Körperstellen: über dem Schwanz die Bürzeldrüse, im äußeren Gehörgang und in der Kloake.

 

Federkleid

Das Federkleid ist die wichtigste Erfindung der Vögel. Diese leichte Körperbedeckung erfüllt im Wesentlichen zwei Hauptaufgaben

  1. Regulierung der Körpertemperatur sowie Schutz vor Witterungseinflüssen
  2. Ermöglichen des Fliegens

Putenküken schlüpfen als Nestflüchter mit einem voll ausgebildeten Erstlingsgefieder. Das Dunenkleides verändert sich in den ersten Lebenswochen in das Jugendkleid. Dies kann aber durch den Einfluss verschiedener Faktoren (Klima, Futter, Krankheit) gestört werden. Dem Jugendkleid folgt innerhalb der ersten Lebensmonate das endgültige Alterskleid. Dabei wird das Gefieder nicht komplett zum gleichen Zeitpunkt gewechselt, sondern in bestimmter Reihenfolge nacheinander, um die Funktionsfähigkeit zu erhalten.

 

Atmungsapparat

Die Atmungsorgane der Vögel sind auffällig leicht und sehr wirkungsvoll.
Die Atmungsorgane bestehen aus Nase, Nasenhöhlen, Kehlkopf, Luftröhre, Stimmkopf, Lunge und Luftsäcken. Die Atemluft gelangt über Nasenhöhlen und Kehlkopf in die Luftröhre, die sich etwa in Höhe der Herzbasis in zwei sogenannte Hauptbronchien aufgabelt und von dort in die Lunge verzweigt.

Die Vogellunge nützt die Atemluft besser aus als die Lunge anderer Wirbeltiere. Die Luft fließt nirgends in Sackgassen. Sie durchströmt ein durchgängiges System feinster Röhrchen. Der Gasaustausch findet in unterschiedlichen Lungenbezirken sowohl beim Einatmen auf dem Weg zu den Luftsäcken, als auch beim Ausatmen statt.

Da sich aber die Lunge durch die feste Verbindung mit der Brustwand bei der Ein- und Ausatmung nur wenig entfalten kann, muss die Atemluft mit Hilfe sogenannter Luftsäcke verteilt werden.

Diese Luftsäcke, insgesamt sind es neun, sind glasige und dünnwandige Anhangsgebilde der Lunge, die mit den Bronchien in Verbindung stehen und sich über die gesamt Körperhöhle bis in einige Knochen des Schulter- und Beckengürtels sowie der Gliedmaßen hinein ausdehnen. Sie haben zahlreiche Aufgaben:

  • Im Vordergrund steht ihre Funktion als Blasebalg. Sie sorgen über ein kompliziertes Strömungssystem für den Transport der Luft durch die Lungen.
  • Wärmeregulation des Körpers durch Abgabe von Körperwärme über die Luftwege
  • Verringerung des spezifischen Gewichtes des Körpers und damit wesentliche Unterstützung des Flugvermögens
  • Halten des Gleichgewichtes beim Flug durch unterschiedliche Luftfüllung
  • Beteiligung an der Stimmbildung.

 

Da dem Geflügel ein Zwerchfell fehlt, das bei Säugern als wichtiger Muskel bei der Einatmung dient, werden diese Luftsäcke besonders durch die Arbeit der Brust- und Bauchwandmuskeln abwechselnd gefüllt und entleert. Dieses von den Säugern völlig verschiedene Atmungssystem bewirkt eine kontinuierliche Sauerstoffversorgung des Organismus sowohl während der Ein- als auch während der Ausatmung. Dadurch ist eine wesentlich bessere Sauerstoffausnutzung der Atemluft gewährleistet als bei Säugetieren. Demzufolge können Vögel auch in sauerstoffarmer Luft noch Höchstleistung erbringen.

 

Verdauungsapparat

Auch die Organe des Verdauungsapparates passen sich der Zusammendrängung der Massen möglichst nahe am Schwerpunkt des Körpers an.
Statt der schweren zahnbesetzten Kiefer hat sich der leichte, spitze, mit durchweg harter Hornscheibe versehene Schnabel ausgebildet. Die seitlichen Kanten der Hornscheibe sind scharf.

Da ein Zerkauen der Nahrung in der Mundhöhle nicht möglich ist, wird das Futter, nachdem es durch ein Sekret der Drüsen der Mundhöhle gleitfähig gemacht wurde, mit Hilfe der wenig beweglichen Zunge und des Schlundkopfes in die Speiseröhre weitertransportiert. Hier gelangt es zunächst in den Kropf, eine sehr dehnungsfähige, deutlich abgesetzte Ausbuchtung der Speiseröhre. Da der Magen nur geringe Speicherkapazität aufweist, dient der Kropf vor allem Samen- und Körnerfressern als Nahrungsspeicher. Außerdem wird in ihm die Nahrung durch Sekrete der Kropfschleimhaut und zurückgestauten Magensaft eingeweicht und verquollen.

Als nächstes gelangt die Nahrung in den Magen, der bei Vögeln aus zwei funktionell deutlich unterscheidbaren Abschnitten besteht, dem Drüsenmagen und dem Muskelmagen. Die Schleimhaut des spindelförmigen Drüsenmagens ist mit Drüsen ausgestattet, die Verdauungssäfte und Schleim produzieren. Pepsin und Salzsäure leiten hier die Eiweißverdauung ein. Von hier gelangt der mit diesen Säften vermischte Nahrungsbrei in den Muskelmagen, der mit sehr starker Muskulatur ausgestattet ist und als sogenannter Kaumagen dient. Die Innenauskleidung des Muskelmagens besteht aus einer derben Schicht, die von den Drüsen der Magenschleimhaut produziert wird und als Reibplatte die Zerkleinerung fester, harter Nahrungsbestandteile ermöglicht, so dass harte Blätter, Gräser, Körner und Insekten wie zwischen Press- und Reibeplatten zerdrückt oder zermahlen werden. Viele Vögel nehmen zur Unterstützung der Muskelmagentätigkeit noch Magensteinchen auf.

Die kleinen Steinchen, der sogenannten Grit, der normalerweise mit der Nahrung vom Boden aufgenommen wird, unterstützt die Zerkleinerung der Nahrung.

Dem Magen schließt sich der aus Dünn- und Dickdarm bestehende Darmtrakt an, in dem nun die wichtigsten Verdauungsvorgänge stattfinden.

Der Dünndarm hat bei Körner- und Zellulosefressern eine beträchtliche Länge. In das Ende des Dünndarms münden die beiden Blinddärme, die bei den Puten sehr kräftig ausgebildet sind. Der Enddarm mündet in die Kloake.

Die Gesamtlänge des Darmtraktes ist im Vergleich zu anderen pflanzenfressenden Tierarten relativ kurz und beträgt bei der Pute etwa das Achtfache der Gesamtkörperlänge (zum Vergleich: bei Rind und Schwein erreicht er die 25 bis 30 fache Körperlänge). Die geringe Länge deutet darauf hin, dass Rohfaser relativ schlecht verwertet wird. Verdauungsenzyme und andere wirksame Substanzen stammen aus:

  • Speziellen Darmschleimhautdrüsen des Dünn- und Dickdarms
  • Der Galle, die in den Leberläppchen gebildet wird und über den Ausführungsgang der Gallenblase direkt von der Leber in den Zwölffingerdarm gelangt
  • Der Bauchspeicheldrüse, die dem Zwölffingerdarm direkt angelagert ist.

Rohfaser wird in erster Linie in den Blinddärmen abgebaut, wobei in diesem Bereich bestimmte Bakterien, die sogenannte Darmflora, an der Aufschließung beteiligt sind. Der Blinddarminhalt ist durch starke Zersetzungsvorgänge gelb-braun und dünnschmierig.

Der größere Teil des Nahrungsbreies gelangt aber direkt vom Dünndarm in den Grimmdarm, wo in erster Linie Wasser entzogen wird. Der „restliche“ Darminhalt wird dann als fester grünlicher Kot zusammen mit dem aus dem Harnapparat stammenden weißlichen Überzug (der Harnsäure) über die Kloake ausgeschieden.
In der Regel erfolgt eine Blinddarmentleerung, die getrennt verläuft, auf etwa 7 bis 10 normale Darmentleerungen.
Die Kloake stellt den Endabschnitt des Darmtraktes dar. Sie dient in einem Abschnitt als Kotspeicher, während in einem zweiten Abschnitt Harnleiter sowie Endstücke des Samenleiters bzw. Eileiters einmünden. In einem dritten Abschnitt findet man beim Hahn einen kleinen Schleimhauthöcker als Begattungsorgan.

 

Ansicht freigelegte Leibeshöhle